Monatsarchiv: Januar 2011

Verlorene Wälder

Ich habe noch nie einen Wald wie diesen besichtigt. Er ist sehr groß, sehr mächtig, aber niemand wagt hier zu leben. Der Wald wirkt tot, aber ebenso lebendig. Man kann den Himmel nicht sehen, die Baumkronen sind zu dicht zusammengewachsen.

Was mache ich hier? Als ich den Wald sah brachte ich die Entscheidung mit mir diesen zu besichtigen, anstatt ständig auf dem selben Pfad zu wandern. In Hoffnung irgendwas zu finden was meine Schmerzen besänftigen könnte. Oder zumindest einen Unterschlupf.

Der Ort wirkt wie eine Ruhestätte. Hoffnungslos und aufgegeben. Ich habe das Gefühl als würden verlorene Geister mit mir sprechen. Stimmen in meinem Kopf. Stimmen aus einer Erinnerung. Man versucht mir zu helfen.
Vermutlich treffen viele Wesen auf diesen Ort um in ihrer Einsamkeit sich niederzulegen und zu Ruhen. Kein Tod für mich, aber für viele wahrscheinlich der schönste.
Dieser Wald wirkt sehr friedfertig, andererseits erschüttert und verdorben. Ich glaube nicht dass er das wollte.
Irgendwas zieht mich immer tiefer hinein, ich will wissen was es ist. Die Neugier lenkt mich etwas vom Schmerz ab, das ist gut. Aber lindern tut es das nicht.

In einem unbedachten Moment bricht das Holz unter mir, ich stürze ab. Verdammt! Der Schmerz schlägt wieder an. Kurz bleibe ich liegen und ich denke an viele Dinge die mir einst wichtig waren, und wie sie zu Fall kamen. Ich denke daran wie wir einst alle zusammen heulten.
Warum musste das passieren?
Ich versuche wieder auf den Stamm zu gelangen. Das erweist sich erst als schwierig, aber mit ein paar weiteren Versuchen und einem starken Sprung schaffe ich es.

Der Wald flüstert mir zu. Kichert, aber er meint es nicht böse mit mir. Die Stimmen verwirren mich, aber sie tragen mich weiter. Ich fange an zu rennen.
Die Stimmen sprechen von Weisheit. Und davon dass Hoffnung dort ist, wo keine ist. Ich verstehe was sie mir sagen wollen, und ich folge weiter dem Weg woher die Stimmen erklingen. Irgendwas lebt hier!

Ich treffe auf eine Lichtung. Die Stimmen sind plötzlich verstummt. Ich bewege mich langsam auf die Mitte zu und betrachte was auf dem Boden liegt.
Ein Skelett. Es ist das Gerüst eines Wolfes.

Hoffnung ist da, wo keine ist.

Die Steppe

Ich träume sehr viel in letzter Zeit. Zuletzt davon, welche Entfernung ich zurückgelegt habe.
Es ging alles sehr schnell, ich wurde einfach vor ihr weg geschleudert. Nun stehe ich ganz woanders, und weiß nicht wo ich bin. Oder wohin ich soll. Nur zurück kann ich nicht, das habe ich irgendwie eingesehen.

Trifft meine Situation bestens.
Hier ist viel Freiraum und Leben. Diese Ferne, und diese Träume erinnern mich nur daran wieviel ich zurückgelassen habe bei meiner Reise. Wieviele Möglichkeiten es noch gibt, ich aber diese noch lange nicht erkennen kann.
Dieser Ort gibt mir eine Chance weiter zu machen. Und es will mich fördern, aber wohin?

Verdammt dieser Schmerz.. Mit der Zeit werden sie schlimmer, aber ich bemühe mich daran nicht einzugehen.
Nun bin ich ja hier. Ich brauche nur weiter zu laufen. Die Wunden müssen auch irgendwann mal verheilen.

Ganz ehrlich habe ich keine Ahnung was ich hier tue. Aber ich muss einfach. Irgendwo geht es weiter.

Nur zurück kann ich nicht.

Hoffnung und Verlassen

Um mich herum sind viele junge Bäume. Hier entseht neues Leben, neue Hoffnung.
Hier bin ich fürs Erste richtig um mich zu erholen. Aber die Wunden tragen immer noch nach. Einige davon sind tief eingerissen, das wird eine lange Weile dauern bis diese wohl ansatzweise verheilt sind. Aber zumindest habe ich es aus dem Sumpf geschafft.

Ich bewundere diese ebene Fläche, wie sie weite Gebiete erlegt. Aber vor lauter Bäumen sieht man trotzdem nicht weit.
Ich schlage eine neue Richtung ein und laufe eine Weile geradeaus.

Hier ist meine Antwort. Die Hoffnung ist eine sehr kleines Gebiet auf welchem man sich bewegt. Aus Kleinem kann Großes werden. Aber das Kleine ist ebenso verletzlich, leicht zu zerstören.
Vor mir sehe ich nur eine große Steppe. Nichts weiter. Viele Chancen, aber nichts was mir versichert dass die Chancen sich gut ausleben werden. Viel Hoffnung, viel Zukunft. Aber nichts was mir sagt dass dort hinten wirklich etwas ist.
Was ist wenn am Ende dieser Steppe nur eine weitere Einöde ist?

Vorerst bleibe ich hier, hier kann ich für kurze Zeit bleiben.
Ich suche mir einen geeigneten Platz zum Schlafen, und lege mich in eine Lücke neben einem älterem Baum.
Ich träume von meiner Familie. Und davon wie mich mein Vater wortlos verlässt, mich dabei aber die ganze Zeit freundlich anschaut.
Ob er mich verlassen hat?
Oder bin ich es der ihn verlässt?

Ich wache daraufhin plötzlich auf. Es ist schon Nacht.
Um mich herum erkenne ich nur Bäume die mich vorwurfsvoll anstarren. Als würden sie wissen was ich geträumt habe. Ich glaube nicht hier lange Gast sein zu dürfen.

Ich stehe auf und jauchze dabei einmal als mir wieder einfiel dass ich noch verwundet bin.
Entscheidungen, Hoffnung, Zukunft.
Als erstes werde ich dafür sorgen wieder zu Kräften zu kommen. Dann sehe ich weiter wohin ich laufe. Ich muss mir um die Hoffnung Gedanken machen und wie weit sie mich bringen wird. Dann kommt die Entscheidung.
Zuletzt, meine Zukunft. Die ich insofern nicht bestimmen kann.

Verlassen

Fall, Schmerz und Ausdauer

Wie oft ist es mir nun schon passiert dass ich den falschen Schritt gemacht habe?
Wie oft ist es mir nun passiert dass ich ausgerutscht bin und mich verletzt habe?

Der Sumpf ist lebendig. Es verfolgt jeden meiner Schritte, und jeder Schritt ist ein Signal für die Umwelt. Gefällt dieser Schritt nicht, lässt es mich fallen, oder versinken.
Gut aufpassen bringt hier nicht viel, irgendwann erwischt der Schmerz doch einen. Ich kann mich kaum noch rühren ohne meine Wunden noch weiter aufzureißen. Im Wasser fühlt es sich an als würde es meine Haut zersetzen, es kämpft gegen mich.
Und ich weiß, dieser Sumpf will mich nicht hier haben.

Der Sumpf ist dunkel und nebelig, ich kann nicht sagen ob es Tag oder Nacht ist.
Im seichtem Wasser kann ich keinen meiner Schritte wahrnehmen. Es ist bis auf meine Schultern gestiegen, sodass ich gerade noch einen Boden erreichen kann. Meine Sicht ist begrenzt und ich könnte in jeder Sekunde selbst einfach vom Weltbild verschwinden. Untertauchen, und das wäre das letzte gewesen was man von mir gesehen hat.

Ich erklimme das nächstliegende Ufer, welches in mein Sichtfeld gelangt. Eine kurze Pause. Hinlegen, Augen schließen.
Erst als ich sie wieder öffne sehe ich dass dieses Ufer ist nicht sehr groß ist, dahinter geht es schon weiter. Nur noch mehr Wasser.

Wenn ich daran denke wieviel Schmerz ich hier erleide, macht mich das nur sauer. Ich bin es Leid überhaupt erst in diese Einöde gelangt zu sein. Ich hätte meinen Weg weiser wählen sollen. Aber das ändert nun nichts an der Tatsache dass ich hier bin. Ich muss nur weiter. Und irgendwie damit fertig werden.

Für einen kurzen Moment ist mir alles egal. Ich betrachte den leeren Himmel über mir.
Einerseits will ich einfach nur weiterleben, mehr sehen, versuchen irgendwie das Glück zu finden.
Andererseits will ich nur noch sterben. Endlich diese Qualen beenden. Diese Albträume, oder gar den Traum vom Glück. Was auch immer das sein soll.
Ich weiß nicht warum ich hier bin. Und es ist mir auch egal. Ich weiß nur dass ich einen Weg habe.

… Und diesen werde ich nicht meiden!

Aufstehen, weiter, durch das Wasser. Es brennt, schmerzt, aber es ist meine einzige Wahl jetzt. Einfach durch, ich werde das überleben, wenn ich will. Und das tue ich.

Der Sumpf

Die Blume hat mir den Weg gezeigt, einen Weg dahin wo es Leben gibt.
Es stimmt, hier gibt es Leben. Aber es ist Düster. Und hier wird gekämpft um das Leben, man ist ständig in Sorge sich zu verlieren. Dafür dass ich kurz zuvor in der Einöde noch dachte ich habe zu viel von mir..

Da ist ein Grund warum es so ist. Ich habe die Erkenntnis gemacht dass der Weg, wohin er auch führt, vieles mit sich bringt. Wo man sich einst einsam fühlte, fühlt man sich hinterher umgeben von Leben. Die Dinge ändern sich.
Die Erleuchtung, dass die Blume mir den Weg hier hin zeigte, zeigt dass sie recht haben kann, aber man weiß wohl nicht was wirklich auf einem zukommt.

Jetzt habe ich meine Antwort. Hier ist Leben, etwas Nahrung, aber nicht das Glück welches ich suchte. Hier geht man unter wenn man nicht aufpasst.
Die Dinge haben sich geändert, somit ich mich selbst auch. Jetzt muss ich mit meiner Erkenntnis fertig werden um überleben zu können.
Das Glück, welches ich glaubte hier zu sein, ist nicht hier. Aber die Blume hatte nicht gelogen, hier ist etwas was ich brauchte. Die Erkenntnis, dass es woanders weiter geht.

Jetzt muss ich weiter ziehen.. Raus hier um nicht unter zu gehen.
Ehe ich mich versehe rutsche ich auch schon aus, pralle mit der Brust an einen Felsen. Ich muss auf mich aufpassen. Hier hat man niemals einen leichten Tod.
Der Aufprall schmerzt ungeheuerlich, mir blieb dabei etwas Luft weg. Aber was sollte ich besseres tun als aufzustehen und es weiter zu versuchen?

Ich schlage einen anderen Weg ein, von dem ich dachte dass ich das nicht tun würde. Weiter durch den gefährlichen Sumpf. In der Hoffnung das Glück zu finden.

Es ist vorbei.