Je höher ich steige, desto kälter wird es. Je mehr Kraft ich anwenden muss, desto mehr schmerzt mein Weg.
Mit jedem weiterem Schritt, verstehe ich umso weniger was ich hier eigentlich versuche zu schaffen.
Als ob es hier oben was gäbe was mir behilflich sein könnte. Als ob es etwas gäbe was ich nun gerne sehen würde. Hier gibt es nichts, und es ist schlichtweg sinnlos sich hier aufzuhalten.
Ich habe das Gefühl Geister schwirren um mich herum. Erinnern mich ständig daran wo ich hätte sein sollen als es dort nötig war. Erinnern mich daran was mir verloren ging. Ich höre ihre Stimmen.
Ich kann um die Vergangenheit nicht mehr handeln. Hätte ich es besser gewusst, wären meine Entscheidungen anders gefallen. Hätte ich es besser gewusst, wäre ich nun nicht hier.
Ich sehe mich um, ich erkenne nichts mehr als weiß. Ob das an meinen Augen liegt? Ich bin müde.. Ich muss runter von dem Pass.
Ich drehe mich dem Abhang zu, und versuche einfach den schnellsten Weg nach unten nehmen zu können. Aber langsam taste ich mich voran. Unter dem Schnee treffe ich auf einen Stein, mein Bein gibt nach. Ich stürze einen langen Weg nach unten. Ich kämpfe nicht dagegen an.
Langsam hält mich die Dichte des Schnees auf. Halb eingegraben unter Schnee rühre ich mich nicht mehr. Ich bleibe einfach liegen und sehe zu wie sich die Schneedecke weiter bildet. Der Schnee unter mir verfärbt sich langsam rot.
Ich frage mich was die anderen nun von mir denken würden. Was würden sie jetzt tun?
Meine Schwester? Ihr Sohn? Meine Heimat? Meine Freunde und Geliebte? Ein seltsames Szenario.
Ich schließe langsam meine Augen. Nein, sie müssen offen bleiben!
Stimmen in meinem Kopf rufen nach mir. Sie verlangen Stärke in Momenten wo ich sie nicht hab. Mir wird schwindelig, ich weiß nicht mehr wo vorne und hinten ist.
Ich habe nicht das Verlangen zu sterben. Aber doch bin ich gerade sehr.. sehr müde.
…
Ich träume von der alten Zeit. Von der Zeit wo ich noch nicht verreist bin. Später von der Zeit wo ich anfing zu verstehen. Wo sich das Leben für mich änderte.
Ich träume von meinen Freunden, von der Liebe.
Und nun, träume ich von meinem aktuellem Standort. Kalt.
…
…
…
„Verloren von den Geistern glauben wir, wir haben all unsere Chancen verloren. Wir werden wahnsinnig, vergessen uns selbst, jeden den wir kennen. Wir glauben, es existiere in dem Körper nur noch eine Leere. Kein Paddel um dem Fluss entgegenzuströmen. Hoffnungslos, und ohne Ziel vor Augen. Das Herz leidet unter ständigen Angriffen eines Dämons.
Dieser hier ist anders. Er ist gefüllt mit purer Entschlossenheit. Er ist auf der Suche nach den Geistern die ihn verlassen haben, geführt von seinem Willen.
Der Dämon existiert, doch er lässt sich von ihm nicht den Weg weisen. Er hat schon oft gegen ihn gekämpft, in seinen Träumen. Und er wird es wieder tun.
Seine Entschlossenheit reicht aus um Berge zu bewegen. Aber seine Hoffnungslosigkeit wird ihn verfolgen bis er einen Gegenbeweis dafür hat.„
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